Motivationsschub fürs Radeln
Wer das Fahrrad auf Alltagswegen nutzt, tut etwas für den Klimaschutz und die Gesundheit. Die Initiative RadKULTUR motiviert mit ihren Angeboten dazu, zu jeder Jahreszeit das Fahrrad zu nutzen. Das Radfahren zur Routine werden zu lassen ist einfach: Mit ein paar Tipps wird das Fahrrad im ganzen Jahr zum treuen Begleiter. Hilfreich kann es beispielsweise sein, sich mit einer Kollegin oder einem Kollegen zusammenzutun und sich gegenseitig zu motivieren - gegebenenfalls auch in einem virtuellen „Wettkampf“. Wer Nebenstraßen oder neue Routen ausprobiert, entdeckt die eigene Umgebung neu. Rituale zu entwickeln und Ziele zu definieren hilft ebenfalls: Wie viele Kilometer will ich diese Woche fahren? Was gönne ich mir, wenn ich das geschafft habe?
Mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren, ist für viele selbstverständlich. Und die Resonanz auf Aktionen wie das von der Initiative RadKULTUR geförderte STADTRADELN zeigt, dass das Interesse am Radfahren groß ist. So nahmen 2020 in Baden-Württemberg rund 100.000 Radlerinnen und Radler an der Aktion teil. Wie es auch nach dem STADTRADELN gelingt, sich immer wieder in den Sattel zu schwingen, verraten wir hier mit folgenden Tipps und einem Interview mit dem Sozialpsychologen Dr. Florian Kutzner:
1. Mit gutem Gefühl starten
Ein schneller Check der Ausrüstung verschafft ein positives Gefühl. Es gibt eine große Vielfalt an Fahrradbekleidung für alle Wetterlagen. Wer es etwas weiter hat, erreicht mit einem Pedelec schnell und ohne Schwitzen das Ziel. Helm und Radbekleidung am besten am Vortag zurechtlegen, das erleichtert den Start am Morgen.
2. Belohnungsrituale einführen
„Wenn ich heute den Einkauf mit dem Rad meistere, gönne ich mir später einen Cappuccino": Gerade an Tagen, an denen es nicht so leicht fällt, aufs Rad zu steigen, sollte man sich hinterher belohnen. Vorfreude ist die beste Motivation.
3. Sich mit anderen zusammentun
In der Gemeinschaft fällt es leichter, gute Gewohnheiten zu verinnerlichen. Für Menschen mit dem gleichen Arbeitsweg bietet es sich etwa an, die gesamte oder einen Teil der Strecke gemeinsam zurückzulegen und sich so gegenseitig zu motivieren.
4. Service-Angebote der Initiative RadKULTUR nutzen
Ob rund um die Uhr frei zugängliche RadService-Punkte, kostenloser RadCheck, Veranstaltungen rund ums Rad oder der Lastenrad-Verleih zum Ausprobieren neuer Transportideen: Die zahlreichen Serviceangebote der Initiative RadKULTUR bieten Radlerinnen und Radlern Unterstützung für eine regelmäßige Nutzung des Fahrrads. Eine Übersicht über die Angebote in den Kommunen gibt es hier.
5. Die Umgebung neu entdecken
Und täglich grüßt eine neue Strecke! Eine abwechslungsreiche Fahrradfahrt zur Arbeit kann ganz neue Einblicke in die eigene Umgebung bringen. Also ruhig mit der Streckenplanung experimentieren und neue Wege entdecken. Der Routenplaner hilft dabei!
6. Ziele zurechtlegen
Als Ansporn können persönliche Ziele dienen, beispielsweise eine bessere Fitness. Zum Erreichen tragen Vereinbarungen mit sich selbst bei, beispielsweise ein wöchentliches Kilometerziel. Auch der Beitrag zum Klimaschutz kann als Motivator helfen, dauerhaft im Sattel zu bleiben.
Wie uns Motivationspsychologie hilft, immer wieder aufs Fahrrad zu steigen
Schwungvoll in den Tag starten, einen Moment für sich haben, abends den Kopf frei bekommen, frische Luft atmen, schneller und flexibler sein – wenn Kolleginnen und Kollegen erzählen, warum sie gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, kommen viele gute Gründe zusammen. Was dabei auffällt: Menschen, die im Alltag gerne das Fahrrad nutzen, sind überzeugte Gewohnheitstäter – Radfahren gehört für sie selbstverständlich zum Alltag.
„Bei der Wahl des Verkehrsmittels ist das Verhalten in der Vergangenheit entscheidend. Wenn ich mir im Sommer angewöhnt habe, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, beispielsweise durch die Teilnahme am STADTRADELN, steigt die Wahrscheinlichkeit, mich auch im Winter entsprechend zu verhalten.“
Die gute Nachricht: Unsere Vorliebe für Gewohnheiten ist eine Chance. „Wir sind in der Lage, neue Routinen anzutrainieren. Oder anders gesagt: alte Gewohnheitsmuster abzulegen und gegen neue einzutauschen. Besonders gut gelingt das in Lebensphasen des Umbruchs, also Momenten, in denen ohnehin etwas in Bewegung kommt. Wenn ich gerade in eine neue Stadt ziehe oder einen neuen Job habe, ist das ein guter Moment, um auch bei meinem Mobilitätsverhalten jetzt etwas zu verändern“, so der Sozialpsychologe.
Rad-Selbstvertrauen aufbauen
Ebenso entscheidend wie eine gute Motivation ist die Selbstwirksamkeit, also das Gefühl und die Überzeugung, Dinge erfolgreich umzusetzen. Wer überzeugt davon ist, mit der Wahl des Fahrrads jederzeit gut ans Ziel zu kommen, bleibt eher am Ball. Dieses Bewusstsein kann bereits durch kleine Erfolgserlebnisse positiv verstärkt werden: „Regelmäßiges Ausprobieren, zum Beispiel auf Fahrradausflügen am Wochenende, der Zuspruch von Kolleginnen und Kollegen oder aber die Aneignung von Wissen, sorgen für ein gutes Gefühl beim Radfahren. Das können auch auf den ersten Blick banale Dinge wie das richtige Bedienen einer Luftpumpe sein. Wenn ich weiß, wie ich unterwegs Luft auf meine Reifen bekomme, fühle ich mich gut gerüstet und bin dadurch automatisch motivierter in meinem Handeln“, so Dr. Kutzner.
Eine Frage von Identität und Umfeld
Beim Radfahren geht es letztlich um Identität, erklärt Dr. Kutzner.
„Wir handeln symbolisch, und die Dinge, die uns umgeben, ergänzen uns. Wer sich mit seinem Fahrrad und dem Lebensstil, den es symbolisiert, identifiziert, hat es leichter, im Fahrradsattel zu bleiben.“
Nicht zu unterschätzen ist dabei der starke Einfluss der Umwelt auf das eigene Handeln: „In einer Gesellschaft, in der das Radfahren akzeptiert und allgemein wertgeschätzt wird, fällt es Menschen einfacher, sich für das Fahrrad zu entscheiden. Ein fahrradfreundliches Umfeld und die Wertschätzung gegenüber Radfahrerinnen und Radfahrern ist daher ein entscheidender Schlüssel dafür, dass ich in meinem Alltag motiviert und selbstbewusst mit dem Fahrrad mobil bin.“