„Die Förderung des Radverkehrs ist stärker ins Bewusstsein gerückt“: Erfolgsgeschichten aus zehn Jahren Initiative RadKULTUR
Die Initiative RadKULTUR des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg geht in das zehnte Jahr. Wir haben uns mit drei Förderkommunen der letzten Jahre über ihre Erfahrungen mit der Landesinitiative unterhalten und den Ablauf der RadKULTUR-Förderung durchgespielt.
Mit einem bunten Blumenstrauß von Aktionen und Fördermöglichkeiten tritt die Initiative RadKULTUR des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg an, um den Radverkehr im Alltag zu stärken. Doch was bedeutet das konkret? Und wie wirken sich die Maßnahmen der RadKULTUR auch über den Förderzeitraum hinaus auf den Radverkehr vor Ort aus? Wir haben diese Fragen im Landkreis Konstanz sowie in den Städten Böblingen und Filderstadt gestellt. Der Landkreis Konstanz und die Stadt Filderstadt sind in diesem Jahr zum wiederholten Mal Förderkommunen, in der Stadt Böblingen lief die Förderung bis 2020.
"Mit der RadKULTUR wollen wir zeigen, wie einfach es ist, das Rad in den eigenen Alltag zu integrieren: oft ist man damit praktischer und schneller unterwegs – dazu auf gesunde und klimafreundliche Art!"
Die Bewerbung
Schon bevor die Bewerbung auf Förderung durch die RadKULTUR eingereicht wird, ist eine Betrachtung der Gegebenheiten vor Ort wie die vorhandene Fahrrad-Infrastruktur oder bereits bestehende Angebote sinnvoll. Passend zu den individuellen Bedürfnissen der Kommunen ist eine Förderung im Rahmen eines kleinen oder großen Pakets möglich. In deren Rahmen können die Kommunen unterschiedliche RadKULTUR-Module vor Ort durchführen.
Jürgen Lenz aus dem Amt für Stadtplanung und Stadtentwicklung Filderstadt erinnert sich: „Freude am Radfahren ist bei uns in der Radverkehrsförderung seit 1996 ein Thema. Deshalb sehen wir die Chance, neue Impulse durch die Förderung der RadKULTUR zu erhalten“, sagt er. „Diese Erwartungen sind bereits in der Planung für 2021 voll und ganz erfüllt worden.“
Die Vorbereitung
Die Bewerbung war erfolgreich, endlich kann es losgehen! Während der Vorbereitung der einzelnen Fördermodule unterstützt das Team der Initiative RadKULTUR beratend und steht den Kommunen bei der Durchführung von Maßnahmen vor Ort mit einer festen Ansprechpartnerin oder einem festen Ansprechpartner zur Seite. Oft steigt schon in dieser Phase hinter den Kulissen die Vorfreude bei den teilnehmenden Kommunen, was einen zusätzlichen Motivationsschub bei den Koordinatorinnen und Koordinatoren auslöst.
Die Vorbereitungen auf Events wie die RadSchnitzeljagd dauern oft mehrere Monate. „Unsere Ansprechpartnerinnen bei der RadKULTUR hatten immer ein offenes Ohr und tolle Ideen“, berichtet zum Beispiel Jennifer Krause.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass Öffentlichkeitsarbeit viel Planung und Zeit in Anspruch nimmt. Durch die Förderung werden die Kommunen hierbei unterstützt und bekommen nützliche Vorlagen für die Öffentlichkeitsarbeit an die Hand, die auch über die Förderung hinaus genutzt werden können.“
Die Durchführung
Nach intensiver Planung gehen die Module dann an den Start. In dieser Phase wird schnell deutlich, dass sich die lange Vorbereitungszeit gelohnt hat. „Die RadChecks, bei denen man das eigene Rad kostenlos warten lassen kann, waren in der Region äußerst beliebt. Die Nachfrage danach klingt auch jetzt nicht ab“, erzählt Sandra Sigg. „Durch die Maßnahmen entstehen bei unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie den Institutionen neue Sichtweisen. Das Fahrrad wird als wichtiges Verkehrsmittel gesehen.“
Einen besonderen Erfolg kann im Rahmen der RadKULTUR-Förderung die Stadt Böblingen verzeichnen: Im Rahmen des ADFC Fahrradklima-Tests wurde die Stadt zum „Aufholer des Jahres 2020“ gekürt. Hierbei sind besonders die guten Bewertungen der Fahrradförderung in jüngster Zeit, öffentliche Fahrräder und Werbung für das Fahrradfahren hervorzuheben. „In diesen Kategorien haben wir uns im Vergleich zum Jahr 2018 um durchschnittlich zwei Schulnoten verbessert“, freut sich Jennifer Krause.
Was ist geblieben?
Ein Erfolg, auf dem man sich in Böblingen nicht ausruhen will. Über die besonders beliebten Veranstaltungen wie den Mobilitätstag, den kostenlosen Lastenrad-Verleih und die Rad-Aktionstage sagt Jennifer Krause: „Diese Formate werden wir auch nach Ende der Förderung weiter anbieten!“
Die Erfolgsgeschichten machen deutlich: Auch im Anschluss an die Förderung sind die Auswirkungen der RadKULTUR auf den Radverkehr in den Förderkommunen spürbar. Viele Module sind als Serviceangebote dauerhaft angelegt und werden von den Verwaltungen vor Ort weitergeführt. So hatte die RadKULTUR auch im Landkreis Konstanz einen nachhaltig positiven Effekt. „Das STADTRADELN ist aus dem Kreis Konstanz nicht mehr wegzudenken und wird von Jahr zu Jahr beliebter“, sagt Sandra Sigg über den bundesweiten Fahrrad-Wettbewerb. Die Teilnahme an diesem unterstützt die Initiative RadKULTUR übrigens auch für Kommunen, die aktuell keine Förderkommunen sind.
„Durch die Module der RadKULTUR entstand ein vielseitiger Austausch mit den Städten und Gemeinden im gesamten Landkreis. Aus den Gesprächen sind neue Ideen und Projekte entstanden, die nun weiterverfolgt werden. Somit rückte die Förderung des Radverkehrs stärker ins Bewusstsein.“